Vorwort

Barbara Horlacher

Stadtammann Brugg


Zwischen den Zeiten: Von einer Zeitenwende ist in den letzten Monaten und Wochen oft die Rede gewesen. Haben die langsam abebbende Pandemie und der Krieg in der Ukraine nicht hinlänglich bewiesen, dass Selbstverständliches und Vertrautes ins Rutschen kommt? Nie hätten wir uns vorstellen können, dass unsere Gesellschaft durch ein Virus aus dem Gleichgewicht gebracht wird, noch weniger vorstellbar war, dass es im Europa des dritten Jahrtausends zu einem brutalen, offenen Krieg kommt, der alle Gewissheiten durcheinanderwirbelt.

 

Wir neigen dazu, in Schriftstellerinnen und Schriftstellern seismographische Wesen zu sehen. Reagieren sie nicht schneller und sensibler, wenn sich die Verhältnisse ändern? Müssten nicht gerade Wortarbeiterinnen und Wortarbeiter Antworten finden, wenn wir sprachlos sind und ratlos nach dem Sinn eines Geschehens suchen?

 

Zwischen den Zeiten: Literatur schafft Reflexions- und Resonanzräume. Den Übergängen zwischen der realen und der fiktionalen Welt kommt eine spezielle Bedeutung zu: Die sprachlich erschaffene Welt ist Laboratorium und Spiegelbild zugleich.

 

Damit zu den Fragen, die sich stellen: Wie empfinden Autorinnen und Autoren ihr Hier und Heute? Hat sich der Zugang zur eigenen Sprache und zum eigenen Schreiben im Laufe der zurückliegenden Jahre und Monate verändert? Ist die Zeitenwende Tatsache, eine das Schreiben beeinflussende Grösse?

 

Literatur wirft Fragen auf, zuweilen finden wir Antworten in ihr. Dass es für beides in Brugg Platz habe, soll unser aller Hoffnung sein.

 

Barbara Horlacher, Stadtammann Brugg